Nordkap retour einfach irgendwas

Juni
15

09.30
Ein Teil von Rovaniemi


Hello


Rastplatz an einem See


Kurz vor dem Erreichen der "Passhöhe"


23.00 auf dem Pass


Der Inarisee


Mein Zuhause in der vergangenen Nacht

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Juni
14

19.00
Eine knappe Woche nach dem Verlassen Helsinkis bin ich nun beim gut 1200km entfernten Inarisee eingetroffen und habe es mir auf einem Campingplatz in einer Blockhütte bequem gemacht. Hier gibts zwar zur Abwechslung kein WLAN, dafür viel Platz, Strom und eine Kochplatte (welche jedoch enorm mieft, wenn sie in Betrieb ist, wie ich gerade bemerke). In einer Hütte nebenan wohnt ein deutscher Velofahrer unbestimmbaren Alters. Mit iBook. So kamen wir schnell ins Gespräch, diskutierten über das Reisen, OSX und HTML-Editoren (er war der Meinung, es existiere da nichts Sinnvolles, und bastelt deshalb mit Linux innerhalb der emulierten Windows-Umgebung herum - blitzschnell, nehme ich an). In einer Stunde treffe ich mich mit ihm in einem nahen Hotel zum Abendessen. Rentier-Geschnetzeltes, natürlich. Diese Viecher sind übrigens überall anzutreffen, Lapplands Strassen werden im Grossen und Ganzen von Rentieren und finnischen Wohnmobilen bevölkert. Einmal traf ich sogar einen Rudolf mit Glocke um den Hals, falls ich das beim Vorbeiflitzen aus den Augenwinkeln richtig erkannt habe. Vermutlich das Haus-Rentier eines ausgewanderten Schweizer Bergbauers.

Gestern hatte ich praktisch den ganzen Tag Rückenwind und war deshalb bis um 23.00 unterwegs, um nicht undankbar zu erscheinen. Es war wiederum ziemlich heiss und ich legte deshalb regelmässig längere Pausen ein. Meistens begab ich mich dazu an einen der unzähligen Seen oder Flüsse, badete meinen Kopf, ass ein paar Sandwiches und las eine Weile. Arthur Dent hat sich inzwischen tragischerweise bereits fertig durch die Galaxis gehitchhikert, immerhin bin ich noch im Besitz eines Economist. Als ich das Velo auf der Suche nach einem dieser Rastplätze durch das Gebüsch schob, schloss der Umwerfer Bekanntschaft mit einigen Speichen. Engere Bekanntschaft, resultierend in einem total verbogegen Umwerfer und einer Acht im Hinterrad (ich hatte leider erst nach einigem Würgen bemerkt, aus welchem Grund ich plötzlich nicht mehr vorwärts kam). Das Rad liess sich problemlos zentrieren und das Schaltauge sowie den Umwerfer konnte ich ebenfalls wieder einigermassen in ihre ursprüngliche Form zurückbiegen, die Schaltung funktioniert jedoch nur noch eingeschränkt und auch nach längerem Herumschrauben eher unpräzise. Nach dem Erreichen des Nordkaps belohne ich mich vermutlich mit einem neuen Umwerfer.

Unterwegs befuhr ich während einigen Kilometern den vermutlich breitesten Strassenabschnitt der Welt, mitten in der Pampa. Wenn man mit Anhänger und 35km/h ohne zu bremsen eine 180°-Kurve hinlegen kann, ist das bereits einigermassen ungewöhnlich. Wenn man dafür nur den mittleren Drittel der Strasse benötigt, impliziert das eigentlich, dass dies auch mit einem ungefähr 15m breiten Velo möglich wäre, was dann schon beinahe beängstigend ist. Ich ergänzte meine Kurve jedenfalls relativ schnell um weitere 180°, da mich der Gegenwind beinahe abhehen liess. Am Ende der wohl bisher angenehmsten 260km wurde ich mit einem wunderschönen Zeltplatz belohnt. Eine Art Pass (von der Höhe her jedoch nicht mit einem Schweizer Pass zu vergleichen, aber offenbar immerhin über der Waldgrenze) bot eine ungewöhnliche Aussicht auf die hügeligen Wälder Nordfinnlands, untermalt durch eine eindrucksvolle Wolkenstimmung. In der Nähe eines Wohnmobils, dessen Bewohner bereits zu schlafen schienen, stellte ich mein Zelt zum ersten Mal seit Beginn der Reise auf einem eher bergigen Untergrund auf und beobachtete ein vorbeiziehendes Gewitter, um mich anschliessend in mein trautes Heim zu begeben und die erste Hälfte von Crash zu schauen. Heute Morgen regnete es. Ich schlief deshalb bis neun Uhr, sah mir den Rest des Filmes an und startete dann auf die letzten 70km bis Inari.

(Photos folgen morgen.)

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Juni
12

23.15
Eine Doppelportion Pasta Bolognaise (diesmal sogar höchstpersönlich mit Käse angereichert) und eine Tafel Schokolade später bin ich wieder total entspannt. Als der Akku vorhin endlich fertig geladen war, hatte ich es relativ eilig, die Lounge zu verlassen, um noch einigermassen zeitig einen Zeltplatz zu finden. Deshalb der minim gestresste Unterton.

Rovaniemi ist absolut einzigartig gelegen, praktisch vollumfänglich von einem Flussgewirr eingefasst. Überall tiefblaues Wasser, Wälder und Sandstrände (Bilder folgen spätestens in Inari). Eine schöner gelegene Stadt habe ich noch selten gesehen.

Bis Inari werde ich mich wohl eher meinem Buch und meinem Schlaf widmen und erst dort wieder etwas ausführlicher berichten. Falls alles gut läuft, werde ich wie erwähnt übermorgen (abends) dort eintreffen.

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Juni
12

20.30
So, der Polarkreis ist ganz wahnsinnig spektakulär. Beinahe atemberaubend. Von Rovaniemi (offenbar Heimat des Weihnachtsmannes, er scheint jedoch nicht zuhause zu sein) habe ich bisher nur wenig gesehen, da ich seit Ankunft in einer kühlen Hotel-Lounge sitze und mich von der Fahrt hierher erhole. Gefühlte 25°C sind relativ mühsam, wenn die Sonne auch abends um acht Uhr noch ziemlich hoch steht. Dafür hatte ich den grössten Teil der Zeit Rückenwind. Nun werde ich noch einige Kilometer zurücklegen und dann den Schatten des Waldes geniessen. Übermorgen sollte ich in Inari eintreffen. Dort wird Mister Schnellzug mindestens einen Tag Pause einlegen, um zu baden (falls das Wetter hält), wieder einmal etwas mehr zu schreiben, allgemein eine Weile zu relaxen. Es wird langsam aber sicher Zeit dafür...

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Juni
11

22.30
Gestern schlief ich etwas länger als gewöhnlich. An der ersten Tankstelle füllte ich souverän meine Sigg-Bottle, abgesehen davon, dass ich mir einige Liter über die Hand schüttete. Unterwegs hatte ich leider meist Gegenwind und kam nicht wirklich gut vorwärts. Nach einer langen Mittagspause mit zahlreichen Seiten Hitchhiker's Guide to the Galaxy hörte ich abends relativ früh auf, freute mich über das perfekte Funktionieren des Kochers und ass 4 Portionen Pasta Hawaii (zumindest gemäss Packungsangaben), um mich anschliessend wiederum Arthur Dent zu widmen.

Heute morgen stand ich früh auf und fuhr zeitig ab. Beim Erwachen hatte es ab und zu leicht auf das Zelt getröpfelt, als ich dann startete, schien jedoch bereits die Sonne. Nach einer Stunde gönnte ich mir in einem Tankstellen-Café einen Cappuccino mit Süssgebäck. Delicious. In Finnland findet man an solchen Orten übrigens immer irgendwelche Glückspielautomaten, sogar in Supermärkten. Während meinem Znüni konnte ich beobachten, wie ein älterer Mann mit dem Velo zum Café kurvte, 5min zockte und nachher wieder wegkurvte. Später traf ich meinen ersten Elch (bzw. eine Elchkuh), vielleicht war es auch ein Rentier, ich kenne mich da nur bedingt aus. Jedenfalls graste er/sie/es friedlich am Strassenrand, rannte dann mit Vollgas in den Wald, als er/sie/es mich erblickte. Irgendwo im Baltikum hatten Sigi und ich einmal ein Reh beobachten können, wie es mit Überschallgeschwindigkeit in den Wald hinein floh. Meine koordinativen Fähigkeiten überstiege das bei Weitem, ich würde wohl relativ bald an einem Baum kleben.

Der Wind hatte glücklicherweise nachgelassen. Vorläufig jedenfalls. Nach 100km drehte er auf und es war unglaublich mühsam. Als ich 50km später in Oulu am Bottnischen Meerbusen ankam, war ich dermassen demotiviert, dass ich das Velo am liebsten unter einen fahrenden 40-Tönner geworfen, es 5min gewürgt und anschliessend mit einem Stein beschwert ins Meer geworfen hätte. Ein McDonald's rettete mich. I'm lovin' it, von ganzem Herzen. Auch hier arbeiten nicht nur die hellsten Köpfe für Ronald McDonald. Als ich einen Angestellten fragte, ob der Wind wohl drehen würde, und, als er nicht zu verstehen schien, erklärte, dass dieser momentan aus Nordwesten käme, was nicht unbedingt in meinem Interesse liege, anwortete er nach einigem Überlegen folgendes: "There is North" (wenn das mal kein toller Schachtelsatz war). Und zeigte nach Norden. Wiederum einige Augenblicke später: "And there is West". Aha. Herzlichen Dank. Mein Ablenkungsmanöver mit dem McDo-Besuch schien den Wind überraschenderweise ziemlich irritiert zu haben, bei der Weiterfahrt war er nämlich kaum mehr zu spüren. Wie weggeblasen, sozusagen. Vermutlich wird der Wind in Oulu - ähnlich wie in Tschechien der Strom - am Fliessband hergestellt und nachher nach Südosten gepustet. Anders kann ich mir das nicht erklären. Well, das Bigger-Big-Mac-Menu und der Hamburger wirkten Wunder und ich flog beinahe. Keine Ahnung, was die in ihre Burger packen. Aus Dankbarkeit könnte ich eigentlich in meinem Zelt einen McDo eröffnen. Einen Drive-Around. Beim hinteren Eingang nehme ich die Bestellungen entgegen, beim vorderen ziehe ich das Geld ein und übergebe das Essen.

Nach 215km zelte ich nun ganz in der Nähe des Meeres, am oberen Ende des erwähnten bottnischen sekundären Geschlechtsmerkmals. Eigentlich hätte ich grosse Lust, baden zu gehen, anschliessend wäre jedoch alles salzig. Wahrscheinlich ist es eh zu kalt. Erstaunlicherweise hat es gigantisch viele Mücken hier, so schnell habe ich beim Aufstellen des Zelts und darauffolgendem (Pasta Bolognaise-)Kochen schon lange nicht mehr herumhantiert. Goretex funktioniert aber auch in diesen Breitengraden immer noch zuverlässig als Mückenschutz. Und nach so einem Tag müssten sich diese Viecher schon ein wenig mehr anstrengen, um mich zu nerven...

Morgen werde ich wohl im Laufe des Nachmittags in Rovaniemi eintreffen, einer grösseren Stadt unmittelbar beim Polarkreis. Je nachdem, was der Wind so treibt, werde ich dort eine Nacht bleiben. Wenn ich Gegenwind habe bis zum Abwinken, erhole ich mich bis übermorgen Nachmittag, andernfalls erkunde ich einfach kurz die Stadt und lade mein iBook in einem gemütlichen Café, um mich dann noch am gleichen Tag wieder auf den Weg zu machen. Wir werden sehen. Buenas noches!


Gleich um die Ecke.

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Infos

Die Reise

Mit dem Velo Nordeuropa entdecken. Über Polen, Baltikum, Finnland ans Nordkap und - je nachdem - über Norwegen, Schweden back to Switzerland. Dauer: Gut 2 Monate.

Ich

Thomas Jaggi, 20, Maturand und angehender Student der Lebensmittel-wissenschaften an der ETH Zürich. Angefressener Velofahrer.

Sigi

Samuel Siegfried, 21, Maturand und angehender Student der Irgendwas-wissenschaften in irgendwo hat mich bis Helsinki begleitet und geniesst ab sofort die Annehmlichkeiten der Zivilisation. Weniger angefressener Velofahrer.