Nordkap retour einfach irgendwas

Juni
14

19.00
Eine knappe Woche nach dem Verlassen Helsinkis bin ich nun beim gut 1200km entfernten Inarisee eingetroffen und habe es mir auf einem Campingplatz in einer Blockhütte bequem gemacht. Hier gibts zwar zur Abwechslung kein WLAN, dafür viel Platz, Strom und eine Kochplatte (welche jedoch enorm mieft, wenn sie in Betrieb ist, wie ich gerade bemerke). In einer Hütte nebenan wohnt ein deutscher Velofahrer unbestimmbaren Alters. Mit iBook. So kamen wir schnell ins Gespräch, diskutierten über das Reisen, OSX und HTML-Editoren (er war der Meinung, es existiere da nichts Sinnvolles, und bastelt deshalb mit Linux innerhalb der emulierten Windows-Umgebung herum - blitzschnell, nehme ich an). In einer Stunde treffe ich mich mit ihm in einem nahen Hotel zum Abendessen. Rentier-Geschnetzeltes, natürlich. Diese Viecher sind übrigens überall anzutreffen, Lapplands Strassen werden im Grossen und Ganzen von Rentieren und finnischen Wohnmobilen bevölkert. Einmal traf ich sogar einen Rudolf mit Glocke um den Hals, falls ich das beim Vorbeiflitzen aus den Augenwinkeln richtig erkannt habe. Vermutlich das Haus-Rentier eines ausgewanderten Schweizer Bergbauers.

Gestern hatte ich praktisch den ganzen Tag Rückenwind und war deshalb bis um 23.00 unterwegs, um nicht undankbar zu erscheinen. Es war wiederum ziemlich heiss und ich legte deshalb regelmässig längere Pausen ein. Meistens begab ich mich dazu an einen der unzähligen Seen oder Flüsse, badete meinen Kopf, ass ein paar Sandwiches und las eine Weile. Arthur Dent hat sich inzwischen tragischerweise bereits fertig durch die Galaxis gehitchhikert, immerhin bin ich noch im Besitz eines Economist. Als ich das Velo auf der Suche nach einem dieser Rastplätze durch das Gebüsch schob, schloss der Umwerfer Bekanntschaft mit einigen Speichen. Engere Bekanntschaft, resultierend in einem total verbogegen Umwerfer und einer Acht im Hinterrad (ich hatte leider erst nach einigem Würgen bemerkt, aus welchem Grund ich plötzlich nicht mehr vorwärts kam). Das Rad liess sich problemlos zentrieren und das Schaltauge sowie den Umwerfer konnte ich ebenfalls wieder einigermassen in ihre ursprüngliche Form zurückbiegen, die Schaltung funktioniert jedoch nur noch eingeschränkt und auch nach längerem Herumschrauben eher unpräzise. Nach dem Erreichen des Nordkaps belohne ich mich vermutlich mit einem neuen Umwerfer.

Unterwegs befuhr ich während einigen Kilometern den vermutlich breitesten Strassenabschnitt der Welt, mitten in der Pampa. Wenn man mit Anhänger und 35km/h ohne zu bremsen eine 180°-Kurve hinlegen kann, ist das bereits einigermassen ungewöhnlich. Wenn man dafür nur den mittleren Drittel der Strasse benötigt, impliziert das eigentlich, dass dies auch mit einem ungefähr 15m breiten Velo möglich wäre, was dann schon beinahe beängstigend ist. Ich ergänzte meine Kurve jedenfalls relativ schnell um weitere 180°, da mich der Gegenwind beinahe abhehen liess. Am Ende der wohl bisher angenehmsten 260km wurde ich mit einem wunderschönen Zeltplatz belohnt. Eine Art Pass (von der Höhe her jedoch nicht mit einem Schweizer Pass zu vergleichen, aber offenbar immerhin über der Waldgrenze) bot eine ungewöhnliche Aussicht auf die hügeligen Wälder Nordfinnlands, untermalt durch eine eindrucksvolle Wolkenstimmung. In der Nähe eines Wohnmobils, dessen Bewohner bereits zu schlafen schienen, stellte ich mein Zelt zum ersten Mal seit Beginn der Reise auf einem eher bergigen Untergrund auf und beobachtete ein vorbeiziehendes Gewitter, um mich anschliessend in mein trautes Heim zu begeben und die erste Hälfte von Crash zu schauen. Heute Morgen regnete es. Ich schlief deshalb bis neun Uhr, sah mir den Rest des Filmes an und startete dann auf die letzten 70km bis Inari.

(Photos folgen morgen.)

 

Kommentare:

Martin aus Doris-Land (14.06.2006; 21:45):
so, nun habe ich leider thomas' darstellung etwas versaut :-), aber man kann nun schon fast navigieren und dabei die neusten kommentare rechts sehen...

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