Nordkap retour einfach irgendwas

Mai
20

Nach unserem Aufenthalt im McDo versuchten wir ziemlich lange und mit der Zeit krampfhaft, Augsburg zu verlassen. Nachdem wir die Stadt distanzmässig mindestens 10mal durchquert hatten und irgendwann jegliche Orientierung verloren hatten (der Himmel war bedeckt und die Sonne dem entsprechend abwesend), reüssierten wir schliesslich doch noch. Der Regen wurde intensiver und die Laune indirekt proportional besser. Meine frisch imprägnierte Goretex-Jacke glänzte mit der Performance von Löschpapier. Ein geschätzter Mitarbeiter der Firma Mummat* hat vermutlich beim Zusammenbasteln meiner Jacke den Kaffeefilter mit der Goretexmembran verwechselt. Hoffentlich hat er letztere in die Kaffeemaschine eingebaut und verdurstet nun. Echt jetzt. Falls man die Wahl zwischen einem Abfallsack mit Armlöchern und einer Mummat-Goretex-Jacke hat, sollte man sich ohne Zögern für ersteres entscheiden.

Gegen Abend suchten wir erfolglos einen Unterstand, um im Trockenen zu übernachten. Als wir die Hoffnung bereits aufgegeben hatten, wurden wir auf einem Kinderspielplatz fündig und richteten uns in einer Kreuzung aus überdachtem Sandhaufen und Gartenhäuschen mehr oder weniger gemütlich ein. Dieter (oder wie er auch immer hiess), ein Anwohner, bot Sigi in meiner Abwesenheit (ich war auf der Suche nach Trinkwasser) seine Garage als Nachtlager an, was dieser doch tatsächlich ablehnte. Ich fand mich irgendwann damit ab und versuchte, dem ganzen Sand etwas Positives abzugewinnen. Leider trat der Kocher in den Generalstreik und die Pasta war nur beinahe al dente. Am nächsten Morgen brachte uns Brigitte, Dieters Frau, frischen Kaffee. Die Sonne schien.

Gegen Nachmittag erreichten wir Regensburg, wo meine erste Amtshandlung im Kauf von Schutzblechen bestand. Wenn man mit hydrophiler Regenkleidern herumkurvt, darf man das auch als Nicht-Berner (siehe Kommentare). Zudem musste Sigis Tretlager angezogen werden, da die Sache bereits bedrohlich wackelte. Anschliessend suchten wir uns einen Outdoor-Shop, um die Pumpe des Kochers überprüfen zu lassen. Selbstverständlich funktionierte beim Test alles und wir kamen uns wie die grössten Deppen vor. Vermutlich war am Vorabend nur die Düse verstopft gewesen. Man lernt nie aus. Wir schafften es bei ziemlich trockenem Wetter bis Cham und richteten in einem Wald unser Nachtlager ein.

Heute starteten wir erst gegen 10 Uhr und verliessen Deutschland bald. In Tschechien kamen wir bei zunehmend schönerem Wetter nicht vom Fleck. Tschechische Hauptstrassen entsprechen offenbar deutschen Feldwegen, zudem ist das Gebiet in der Nähe der Grenze sehr hügelig. Eine Autoralley gab uns dann den Rest, da sie die einzige Strasse weit und breit versperrte. Wir mussten die Velos mühsam duch den Wald stossen, dass es ziemlich steil aufwärts ging, machte die Sache auch nicht gerade besser. Wenigstens waren unsere Überlebenschancen beim Überqueren der Strasse jeweils ziemlich gross, da die meisten Teilnehmer mit irgendwelchen Trabis unterwegs waren und bei einem Zusammenstoss garantiert den Kürzeren gezogen hätten. Finally erreichten wir die "Passhöhe", welche anscheinend das Ziel dieser motorisierten Sinnlosigkeit darstellte, und konnten wieder die Strasse benutzen. Kurz darauf hatte ich meinen ersten "Platten". Gegen einen Nagel haben auch meine unplattbaren Superman-Reifen keine Chance. Nach endlosem Auf und Ab auf holprigen Wegen war die erste grössere Strasse eine riesige Erlösung und wir konnten endlich wieder mit 30 statt 15km/h fahren. Am späten Nachmittag trafen wir in Plzeñ ein und enterten einen "Hypermarket". Es muss wohl DAS Einkaufszentrum Europas sein. Auf dem Weg vom Cola zur Schokolade legte ich garantiert mehrere Kilometer zurück. Völlig entkräftet verliess ich den gigantischen Bau schwerbepackt.

Inzwischen liegen wir knapp 50km vor Prag im Zelt. Die Fahrt von Plzeñ bis hierher war wohl einer der Höhepunkte der bisherigen Reise. Breite Alleen, wenig befahren, umgeben von Rapsfeldern; Sonnenschein und starker Rückenwind. Unmittelbar nachdem wir das Zelt aufgestellt hatte, mussten wir uns zwar vor einem kurzen und heftigen Gewitter in Sicherheit bringen, momentan ist es jedoch wieder einigermassen ruhig. Morgen werden wir zur Abwechslung einmal früh aufstehen, um so früh wie möglich in Prag einzutreffen. Dort werden wir dann den restlichen Tag verbringen und anschliessend in einer Jugendherberge übernachten. Gegen ein wenig Zivilisation haben wir nach 4 Tagen und über 600km nichts einzuwenden, vor allem eine Dusche könnte nicht schaden... Wenn wir ein Interntcafé finden, gibt es vielleicht auch endlich ein paar Fotos hier. Well, mein Akku ist bald leer. Bonne Nuit!

*Name von mir höchstpersönlich unkenntlich gemacht

 

Kommentare:

kathrin aus n'büren (21.05.2006; 18:32):
hey da findi ä hammer idee vo eu!
vil glück, spass, wenigi pannä und vili errinnorigä zom mitneh!
Freu mi uf än neuä bricht!

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