Nordkap retour einfach irgendwas
Mai
31
22.15
Heute waren unsere Tempomaten relativ schlecht aufeinander abgestimmt, da Sigi eine starke Gegenwind-Aversion hat. Das Umpacken seiner beiden vorderen Gepäcktaschen auf meinen Anhänger verbesserte zwar seine Aerodynamik ein wenig, die hinteren Seitentaschen bremsten jedoch immer noch ziemlich stark. Zudem fuhr ich einfach umso schneller. Jaja, ich bin ein Ekel. Aber ich kann doch auch nichts dafür, dass mein Bob Yak (so heisst der Anhänger - ehrlich) so windschnittig ist und auch mit einigen Kilos Zusatzgewicht noch perfekt rollt. Da ich jedoch offenbar in die Nähe der 30kg-Grenze kam, quietsche er beim Fahren etwas beängstigend und wir machten die Sache nach 60km wieder rückgängig.
In Kaunas wurden wir von Lee, einem sehr sympathischen Amerikaner (Eigentlich haben wir in letzter Zeit nur Amerikaner kennengelernt. Abgesehen von den beiden Velomechanikern und einem Alkoholiker, der uns gestern Abend mit Handkuss und gebrochen deutschem "Ich liebe dich" in Litauen begrüsst hatte. Aber das war eine eher flüchtige Begegnung, da wir uns relativ schnell aus dem Staub machten, um weiteren Handküssen zu entgehen.) angesprochen und unterhielten uns schliesslich beinahe zwei Stunden mit ihm, während wir in einem kleinen Restaurant einen ungefähr zweifränkigen Schweinefleisch-Kartoffel-weiteresGemüse-Eintopf assen. Grösstenteils über Religion, da sich zufällig herausstellte, dass er Pfarrer (oder etwas Ähnliches) der "Church of Christ" ist.
Anschliessend fuhren wir auf einer Autostrasse, die irgendwann zur Autobahn wurde, weiter in Richtung Norden. Auf meiner 1:750'000-Karte sieht man eh nur die Autobahnen, zudem kommt man so tiptop vorwärts. Erstaunlicherweise hupte absolut niemand, obwohl es vermutlich auch hier etwas ungewöhnlich ist, mit dem Velo auf dem Pannenstreifen herumzukurven. Die Polizei trafen wir glücklicherweise erst, als wir nach 15km wieder auf eine Autostrasse abbogen. Verkehr hat es in unserer Richtung sehr wenig, deshalb werden wir wohl bis Riga auf kleine Strassen verzichten. Die Tempolimiten sind übrigens ziemlich tief, ungefähr wie auf einer Schweizer Hauptstrasse. Nur hat man viel mehr Platz.
Zur Abwechslung hat es im Umfeld unseres heutigen Zeltplatzes kaum Mücken, wir konnten sogar das Zelt offen lassen während dem Essen. Ausserdem ist es angenehm, wenn man draussen nicht die ganze Zeit mit dem Regenschutz herumrennen muss, um nicht totgestochen zu werden. Morgen werden wir einmal eine Stunde früher als gewöhnlich aufstehen, 7.00 statt 8.00, damit wir etwas gemütlicher fahren können.
Bis in Riga, wo wir eigentlich übermorgen Abend eintreffen sollten, wird hier wieder einmal Funkstille herrschen, da die Steckdose hier im Zelt offenbar nicht funktioniert. Gute Nacht und keine Macht den Drogen.