Nordkap retour einfach irgendwas

Mai
27

17.00
Wir haben Glück und können eine weitere Nacht in der Jugi bleiben. Und erst noch in einem richtigen Bett. Momentan sitzen wir in der "Bierhalle" und dürfen mit ansehen, wie irgendwelche Touristen Bier durch Trinkhalme trinken, passend untermalt durch deutschen Ballermann-Sound. Also haarscharf an der Grenze des Ertragbaren. Dank Sigi, selbstverständlich. Obwohl ich ihm sein Bier natürlich gönne, musste er doch gestern Abend darauf verzichten, da offenbar während des Papstbesuches eine Art Prohibition in Kraft war. Sachen gibts.

Nachdem wir uns zuerst ein langes Frühstück mit haufen- bzw. kübelweise Toast und Kaffee gegönnt hatten, räumten wir im Laufe des Morgens unser bisheriges Zimmer, was über eine Stunde in Anspruch nahm. Vor allem das Beseitigen der mitgebrachten Fauna und Flora, represented by Ameisen und Laub. Wobei wir es natürlich eher gemütlich angingen. Das gründliche Reinigen des gesamten Materials ist eigentlich sowieso ziemlich sinnlos, da es spätestens morgen Abend wieder vollkommen verschmutzt sein wird. Es dient wohl eher der Psychohygiene, dem definitiven Abschluss des ersten Teils unserer Reise. Die nächste Etappe kann beginnen.

Seither sind wir zu Fuss in der Stadt unterwegs. Als Erstes besuchten wir eine hübsche kleine Dönerbude, wo wir uns mit Kebab, Falafel und abschliessendem süssen Gebäck verpflegten. Delicious. Überall sind Bilder von Ratzifatzi und Jo the second zu sehen. Personenkult für Fortgeschrittene. Die Altstadt ist ziemlich sehenswert. Unsere Bierhalle befindet sich etwas ausserhalb der Innenstadt, da wir hier ein grosses Einkaufszentrum zu finden beabsichtigen, um uns mit allerlei Dingen und Sachen einzudecken. Auf der Einkaufsliste steht beispielsweise eine grosse Plastikplane, welche wir in Zukunft über das (mutmassliche Filterpapier-)Zelt spannen möchten. Ausserdem werde ich auf dem Kauf von Kabelbindern in allen Grössen und Farben bestehen. Sigis Velo mag nämlich keine Schlaglöcher, gestern hat sich eine Speiche aus dem Staub gemacht. Sie riss vollkommen aus der Felge aus, was wohl nicht einmal mehr mit diesen tollen Allzweck-Plastik-Basteldingern zu flicken ist. Wenn das so weitergeht, ist von seinem Hinterrad bald nicht mehr viel übrig. Mal sehen, ob man aus Kabelbindern ein Rad bauen kann.

Abgesehen von dieser evtl. folgenschweren Panne haben wir eine hervorragende MenschMatMun-Bilanz vorzuweisen, um es in der Terminologie des eidgenössischen Trachtenvereins auszudrücken. Ich hoffe nur, dass Sigis Knie erst in Helsinki amputiert werden muss, ich möchte ihn schliesslich nicht im Anhänger durch die Gegend chauffieren. Grundsätzlich haben wir bezüglich Ausrüstung eine sinnvolle Auswahl getroffen. Bis auf ein bisschen überflüssige Elektronik (so Kabel- und Steckerzeugs) hatten wir kaum sinnloses Material dabei. Zusammen mit ein paar nicht mehr benötigten Karten und einem Buch wird dies nun nach Hause geschickt. Das Buch muss mich verlassen, da "Das Schweigen der Lämmer" im Hinblick auf einsame Nächte in den Wäldern Finnlands eine eher ungeeignete Lektüre ist, wie ich finde. Ich werde mich voraussichtlich mit "Hitchhiker's Guide to the Galaxy" eindecken. Vermisst haben wir ebenfalls kaum etwas. Abgesehen von einer wasserdichten Regenjacke, was ich vermutlich bereits einmal erwähnt habe. Diesbezüglich ist jedoch Rettung in Sicht, ich lasse mir meine Velo-Regenjacke, welche aus Platzgründen in der Schweiz blieb, nach Helsinki schicken. Ein USB-Stick wäre manchmal praktisch, da man damit englische Tastaturen ohne Umlaute umgehen und trotzdem gratis bloggen könnte. Ich hoffe, man konnte meinen morgendlichen Post aus der Jugi trotzdem entziffern.

Draussen regnet es zur Zeit in Strömen. Die Motivation, diese Bierhalle zu verlassen, ist dementsprechend mässig ausgeprägt. Well, immerhin haben sie hier Seifenspender mit Bewegungsmeldern und solche für Papier mit Touch-Sensor, wie ich inzwischen herausgefunden habe. Und der Gipfel: Gratis WLAN! Da ertrage ich DJ Ötzi mit Wonne. Nach dem Einkaufen werden wir wohl noch einmal hier vorbeischauen...

 

Kommentare:

Dominik aus Walzenhausen (27.05.2006; 22:27):
Immer wieder eine spannende Lektüre :-)
Sigi in einer Bierhalle: kann das gut gehen?

Wünsch eu no wieterhin alles gueti

grüässli
dominik

Kommentar hinzufügen:

Name:
Email (*):
Ort:
Kommentar:

*) wird nicht angezeigt

Blog

Hier gehts zurück zum Blog.