Nordkap retour einfach irgendwas
Juni
19
22.15
Gegen 05.00 machte ich mich dann gestern Morgen auf den Weg zum Hafen.
Das Hurtigruten-Schiff traf pünktlich ein und ich war erst einmal baff. Ein kleines Kreuzfahrtschiff.
Ich konnte ohne grosse Probleme mein Velo aufgeben und machte es mir dann auf dem obersten Deck in einem Sessel bequem.
Aufgrund des Schlafmangels versuchte ich einige Stunden zu schlafen, fühlte mich anschliessend jedoch noch müder und schaute deshalb Jarhead, bis wir am Mittag in Hammerfest eintrafen. Dort wollte ich mich ein Café mit WLAN setzen und versuchte deshalb, über die Touristeninformation so etwas ausfindig zu machen. Nur war diese nicht auf jenem Hügel innerhalb der Stadt (wobei diese einfach aus ein paar Häusern entlang der Hauptstrasse besteht) zu finden, wo sie gemäss Wegweisern sein sollte. Ich fuhr wieder zum Hafen hinunter, um die Wegbeschreibung zu überprüfen. Ich fuhr noch einmal auf den Hügel. Nichts. Ich setzte mich mit meinem ganzen Gepäck in eine Hotel-Lobby, wo man mir WLAN versprach. Ich verliess die Hotel-Lobby mit meinem ganzen Gepäck wieder, da das WLAN kostete. Ich fuhr wieder zum Hafen hinunter und kaufte mir an einem Kiosk etwas zu essen und Saturday von Ian McEwan. Ich fuhr auf den Hügel, da sich dort der einzige sonntags geöffnete Shop mit Milch im Angebot befinden sollte. Ich fuhr ein paar Mal daran vorbei, bis ich ihn fand. Ich deckte mich mit Milch, völlig überteuerter Erdbeer-Marmelade und völlig überteuertem Erdnussbutter-Brotaufstrich ein. Meine EC-Karte wurde nicht angenommen. Ich fuhr zum Hafen zurück und suchte einen Bancomaten. Ich fuhr wieder auf den Hügel und bezahlte. Ich verliess Hammerfest so schnell wie möglich.
Kurz nachdem die Stadt aus meinem Blickfeld verschwunden war, schob ich das Velo auf einen Hügel und stellte das Zelt auf, um anschliessend 17h zu schlafen. Heute startete ich gegen neun Uhr, fuhr erst 50km der Küste entlang und bog dann ins Landesinnere ab. Als ich nach einigen hundert Höhenmetern auf einer Art Hochebene angelangt war, blies mir der Wind wieder einmal mit voller Kraft entgegen.
Als dann auch noch dieser Wolkenberg vor mir auftauchte, war meine Motivation langsam aber sicher etwas gedämpft.
Well, irgendwann ging es wieder bergab und ich erreichte bei schönstem Wetter das Meer. Die beschwerlichen Stunden im Gegenwind waren bereits wieder vergessen.
Nach einigen Kilometern entlang der Küste traf ich in Alta, einer Stadt der Grösse Gossaus, ein. Vor einer guten Woche hatte ich veranlasst, dass mir die Landkarten für den Rückweg in die örtliche Jugi geschickt würden. Dort hatte ich erst einmal grössere Probleme, eine Rezeption zu finden, da praktisch alle Türen verschlossen waren. Ich schaffte es nach einiger Zeit durch den Keller und fragte nach meinem Paket, als ich in einem der oberen Stockwerke einen Typen antraf. Er sah mich erstaunt an und verschwand für 10min in einem Büro. Schliesslich kam er wieder heraus, wies mir den Weg in ein anderes Zimmer, setzte sich in einen Sessel und fragte, was ich genau wolle. Ich erklärte es ihm noch einmal. Er verschwand ein weiteres Mal im Büro. Schliesslich gingen wir zusammen nach draussen zum Briefkasten, wo tatsächlich ein Nachricht der Post zu finden war, dass mein Paket dort abholbereit sei. Leider war es bereits 19.00 und somit eine Stunde nach Schalterschluss. Es würde also nichts aus meinen Plänen werden, noch zwei Stunden zu fahren und dann zu zelten. Der Typ informierte mich, dass die Jugi dieses Jahr aufgrund einiger Risse in der Aussenwand eigentlich geschlossen sei, ich jedoch gratis ein Zimmer haben könne. Offenbar wird das Gebäude momentan als Studentenwohnheim genutzt, was den etwas schrägen Empfang und die Reaktion auf meine Frage nach dem Paket wohl mehr oder weniger nachvollziehbar macht. Jedenfalls befinde ich mich nun frisch geduscht in einem ziemlich grossen Zimmer mit WLAN (ich lese gerade mit riesigem Interesse auf NZZ Online, was in letzter Zeit so geschehen ist), eine weitere Portion Nudeln mit Brätbällchen und eine grosse Büchse Fruchtsalat (bzw. deren Inhalt) im Magen. Bis auf die Lebensmittel alles gratis. Ich kann mein Glück kaum fassen.
Eigentlich wollte ich mir nun noch einen Film ansehen, irgendwie bin ich jedoch bereits wieder müde. Vielleicht erwache ich ja morgen zeitig und kann das vor dem Besuch der Post, welche erst um 09.00 öffnet, nachholen. Ich freue mich jedenfalls bereits auf das Frühstück, die völlig überteuerte Erdbeer-Marmelade ist nämlich schlicht gigantisch, wie ich heute unterwegs herausfinden durfte.
Bis Tromsø sind es nun noch gut 400km und ich plane, in drei Tagen gegen Mittag dort einzutreffen und, je nachdem, entweder bis zum folgenden Nachmittag oder noch eine weitere Nacht dort zu bleiben. Momentan könnte ich mir sogar vorstellen, dort ein Museum oder sonstwas in dieser Richtung zu besuchen. Es scheint, als leide ich unter akutem Grossstadt-Mangel...