Nordkap retour einfach irgendwas

Mai
24

21.45
Entgegen unserer bisherigen Absicht werden wir nun doch in Warschau vorbeischauen. Zum Einen, da es etwas direkter ist als über Südostpolen, zum Andern, weil eine Grossstadt optimal für einen Ruhetag geeignet ist. Momentan befinden wir uns um die 20km von Czestochowa, was wiederum ca. 2 Tagesetappen von Warschau entfernt liegt. Wir werden demnach in 2-3 Tagen dort eintreffen.

Die Landschaft ist sehr sehenswert hier. Am Morgen fuhren wir durch kilometerlange Alleen, am Nachmittag auf schnurgeraden Strassen durch riesige Wälder. In so einem Wald haben wir nun unser Zelt aufgestellt, weich gepolstert auf relativ hohem Gras. Beim Nachtessen konnten wir zusehen, wie die Sonne langsam zwischen den Bäumen versank. Gegen die obligatorischen Mücken habe ich inzwischen einen optimalen Schutz gefunden: die Filterpapier/Goretex/Wasauchimmer-Jacke. Mit der Kapuze wie bei einem Schneesturm tief ins Gesicht gezogen konnte ich gemütlich das Zelt aufstellen.

Am Nachmittag stellte ich meine enormen Kartenlesefähigkeiten unter Beweis und wir benötigten beinahe 1h für 2km Luftliniendistanz. Auf der Suche nach einer Abzweigung fuhren wir auf einer Hauptstrasse in Richtung Osten durch ein Dorf. Als nirgendwo eine gefunden werden konnte, radelten wir auf einer Quartiertrasse kurz in Richtung Norden, um anschliessend etwas versetzt zur Hauptstrasse wieder zurück zu fahren. Irgendwann mussten wir die Abzweigung somit passieren. Dachten wir jedenfalls. Die Quartiertrasse wurde bald zum Feldweg, der Feldweg zum Singletrain und der Singletrain schliesslich scherbenübersät. Optimistisch, wie wir sind, kehrten wir selbstverständlich nicht um, es konnte ja nur noch besser werden. Irgendwann mussten wir auf einem schmalen Holzbrett einen Bach überqueren, was mit je über 20kg Gepäck gar nicht so einfach ist, anschliessend das Velo einen ziemlich steilen Hang hinaufstossen, -zerren und -würgen, um dann auf der Rückseite eines Schrebergartens zu landen. Dort mussten wir alles Gepäck abladen, um die Einhagung zu überwinden und durch das Grundstück eines etwas verdutzen Gartenbesitzers wieder auf eine befestigte Strasse und die Hauptstrasse zu gelangen. Wir gaben die Sache auf und machten jenen Umweg, den wir eigentlich hatten vermeiden wollen. Als wir zur Stelle gelangten, wo die gesuchte (Haupt-)Strasse hätte einmünden müssen, stellte sich diese als völlig überwachsenen Feldweg heraus. Bereits in Deutschland hatten wir eine gewisse Diskrepanz zwischen Realität und Kartographie festgestellt, doch dies übertraf alles Bisherige. Strassenbauer und Kartographen scheinen oftmals autonomer ztu arbeiten, als unserer Meinung nach angemessen wäre.

Trotz dieser Gemeinheiten haben wir heute im Verlauf des Tages den 1000. Kilometer plattgewalzt und geniessen die Reise immer noch überaus. Meistens.

Ich melde mich wohl erst aus Warschau wieder melden, da der iBook-Akku bald leer ist. A bientôt!


Hier stellen tschechische Fliessbandarbeiter Strom her


Zwei müde Velofahrer in Polen


Eine Abendstimmung in Polen


So sieht man nach 1000km aus

 

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