Nordkap retour einfach irgendwas

Juni
11

22.30
Gestern schlief ich etwas länger als gewöhnlich. An der ersten Tankstelle füllte ich souverän meine Sigg-Bottle, abgesehen davon, dass ich mir einige Liter über die Hand schüttete. Unterwegs hatte ich leider meist Gegenwind und kam nicht wirklich gut vorwärts. Nach einer langen Mittagspause mit zahlreichen Seiten Hitchhiker's Guide to the Galaxy hörte ich abends relativ früh auf, freute mich über das perfekte Funktionieren des Kochers und ass 4 Portionen Pasta Hawaii (zumindest gemäss Packungsangaben), um mich anschliessend wiederum Arthur Dent zu widmen.

Heute morgen stand ich früh auf und fuhr zeitig ab. Beim Erwachen hatte es ab und zu leicht auf das Zelt getröpfelt, als ich dann startete, schien jedoch bereits die Sonne. Nach einer Stunde gönnte ich mir in einem Tankstellen-Café einen Cappuccino mit Süssgebäck. Delicious. In Finnland findet man an solchen Orten übrigens immer irgendwelche Glückspielautomaten, sogar in Supermärkten. Während meinem Znüni konnte ich beobachten, wie ein älterer Mann mit dem Velo zum Café kurvte, 5min zockte und nachher wieder wegkurvte. Später traf ich meinen ersten Elch (bzw. eine Elchkuh), vielleicht war es auch ein Rentier, ich kenne mich da nur bedingt aus. Jedenfalls graste er/sie/es friedlich am Strassenrand, rannte dann mit Vollgas in den Wald, als er/sie/es mich erblickte. Irgendwo im Baltikum hatten Sigi und ich einmal ein Reh beobachten können, wie es mit Überschallgeschwindigkeit in den Wald hinein floh. Meine koordinativen Fähigkeiten überstiege das bei Weitem, ich würde wohl relativ bald an einem Baum kleben.

Der Wind hatte glücklicherweise nachgelassen. Vorläufig jedenfalls. Nach 100km drehte er auf und es war unglaublich mühsam. Als ich 50km später in Oulu am Bottnischen Meerbusen ankam, war ich dermassen demotiviert, dass ich das Velo am liebsten unter einen fahrenden 40-Tönner geworfen, es 5min gewürgt und anschliessend mit einem Stein beschwert ins Meer geworfen hätte. Ein McDonald's rettete mich. I'm lovin' it, von ganzem Herzen. Auch hier arbeiten nicht nur die hellsten Köpfe für Ronald McDonald. Als ich einen Angestellten fragte, ob der Wind wohl drehen würde, und, als er nicht zu verstehen schien, erklärte, dass dieser momentan aus Nordwesten käme, was nicht unbedingt in meinem Interesse liege, anwortete er nach einigem Überlegen folgendes: "There is North" (wenn das mal kein toller Schachtelsatz war). Und zeigte nach Norden. Wiederum einige Augenblicke später: "And there is West". Aha. Herzlichen Dank. Mein Ablenkungsmanöver mit dem McDo-Besuch schien den Wind überraschenderweise ziemlich irritiert zu haben, bei der Weiterfahrt war er nämlich kaum mehr zu spüren. Wie weggeblasen, sozusagen. Vermutlich wird der Wind in Oulu - ähnlich wie in Tschechien der Strom - am Fliessband hergestellt und nachher nach Südosten gepustet. Anders kann ich mir das nicht erklären. Well, das Bigger-Big-Mac-Menu und der Hamburger wirkten Wunder und ich flog beinahe. Keine Ahnung, was die in ihre Burger packen. Aus Dankbarkeit könnte ich eigentlich in meinem Zelt einen McDo eröffnen. Einen Drive-Around. Beim hinteren Eingang nehme ich die Bestellungen entgegen, beim vorderen ziehe ich das Geld ein und übergebe das Essen.

Nach 215km zelte ich nun ganz in der Nähe des Meeres, am oberen Ende des erwähnten bottnischen sekundären Geschlechtsmerkmals. Eigentlich hätte ich grosse Lust, baden zu gehen, anschliessend wäre jedoch alles salzig. Wahrscheinlich ist es eh zu kalt. Erstaunlicherweise hat es gigantisch viele Mücken hier, so schnell habe ich beim Aufstellen des Zelts und darauffolgendem (Pasta Bolognaise-)Kochen schon lange nicht mehr herumhantiert. Goretex funktioniert aber auch in diesen Breitengraden immer noch zuverlässig als Mückenschutz. Und nach so einem Tag müssten sich diese Viecher schon ein wenig mehr anstrengen, um mich zu nerven...

Morgen werde ich wohl im Laufe des Nachmittags in Rovaniemi eintreffen, einer grösseren Stadt unmittelbar beim Polarkreis. Je nachdem, was der Wind so treibt, werde ich dort eine Nacht bleiben. Wenn ich Gegenwind habe bis zum Abwinken, erhole ich mich bis übermorgen Nachmittag, andernfalls erkunde ich einfach kurz die Stadt und lade mein iBook in einem gemütlichen Café, um mich dann noch am gleichen Tag wieder auf den Weg zu machen. Wir werden sehen. Buenas noches!


Gleich um die Ecke.

 

Kommentare:

Sigi aus Saint City (14.06.2006; 20:36):
Hello! MEN!



So, bin gesund und munter wieder Zuhause angekommen. Ich sehe schon, ohne mich kommst du nicht 10%, nicht 20% nein satte 30% schneller am Nordkap an. Ich hoffe du vereinsamst nicht aber wie ich gelesen habe, hast du äusserst intellektuelle und aufschlussreiche Unterhaltungen über die Himmelsrichtungen mit dem Macie D's Personal.



Ich hoffe du kommst weiter gut voran und wünsche dir eine zünftige Portion Gegenwind. So als Kompensation für die guten Strassen.



Peace out.

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